Jugendrat Karlsfeld
Weitere Treffpunkte – Münchner Merkur

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Wünsche des Jugendrats

Jugendliche fordern mehr Treffpunkte: Bürgermeister offen für Ideen


Einzig ein Schild erinnert noch den Skatepark am Jugendhaus in der Jahnstraße am Karlsfelder See. © Habschied

Die Karlsfelder Jugendlichen sind frustriert. Die Gemeinde Karlsfeld zäunt den Schulcampus an der Krenmoosstraße ein. Es ist bereits der zweite Treffpunkt, von dem die Jugendlichen vertrieben werden.

Update vom 23. Februar, 17.30 Uhr: Der Karlsfelder Bürgermeister Stefan Kolbe steht dem Wunsch der Jugendlichen nach mehr öffentlichen Plätzen offen gegenüber. „Ich bin aufgeschlossen gegenüber den Ideen des Jugendrats“, teilte er mit.

Wie berichtet, hat der Jugendrat beklagt, dass die Jugendlichen von einem Treffpunkt zum nächsten vertrieben werden. Das Jugendzentrum am Karlsfelder See sei zwar gut gemeint, aber nicht gut gemacht, lautet die Kritik der Jugendräte. Denn dort fehlt es an Licht und an Sitzgelegenheiten.

Bürgermeister Stefan Kolbe erklärte auf Nachfrage, dass der Jugendrat „konkrete Vorschläge“ anbringen solle, wo und in welchem Umfang Bänke oder Licht gewünscht wird. Er ergänzte aber sogleich, dass die Gemeinde in den „momentanen Zeiten“ die finanziellen Auswirkungen der einzelnen Forderungen auf den Gemeindehaushalt bewerten müsse.

„Wir werden eine Lösung finden“, betonte Kolbe. Denn er könne die Belange der Jugend nach einem Ort in Karlsfeld, wo sie sich willkommen fühlen, durchaus verstehen. „Wir hatten vor 40 Jahre ähnliche Probleme wie die Jugend heute“, so der 58-Jährige. „Auch wir wurden, als wir jung waren, nie gerne gesehen.“

Karlsfelder Jugendliche verlieren Treffpunkt: „Wir werden von einem Platz zum nächsten verscheucht“

Wollen das nicht länger aussitzen: Die Karlsfelder Jugendräte Marie Wiesenberger, Sana Tawaf, Lorenz Stabl, Jakob Kaupp und Jiyan Göcer (v.l.) wünschen sich Sitzgelegenheiten am Jugendhaus – dem einzigen öffentlichen Platz, wo sie sich noch erwünscht fühlen. © hab

Karlsfeld – Gerade einmal eineinhalb Jahre konnten die Karlsfelder Jugendlichen das neue Außengelände an der Grundschule in der Krenmoosstraße in ihrer Freizeit nutzen. Nun errichtet die Gemeinde einen Zaun um den Schulcampus, der ursprünglich auch für die Öffentlichkeit bestimmt war.

Die Jugendlichen sind empört. „Man fühlt sich hintergangen“, sagt Jakob Kaupp. Vor allem für jene Jugendlichen, die die Hintergründe nicht kennen, sei es schwer, zu verstehen, warum sie sich an diesem Ort nicht mehr aufhalten dürfen.

„Diejenigen, die randalieren, wird ein Zaun nicht aufhalten, die werden einfach drüber klettern.“

  • Jakob Kaupp, Medienbeauftragter im Karlsfelder Jugendrat

Der 15-Jährige ist im Jugendrat Karlsfeld. Er weiß, dass sich zahlreiche Anwohner wegen Vandalismus und Ruhestörung beschwert haben und sich die Gemeinde gezwungen sah, gegen die Randalierer vorzugehen.

Das Vorgehen der Gemeinde hält Jakob Kaupp trotzdem für unverhältnismäßig. „Diejenigen, die randalieren, wird ein Zaun nicht aufhalten, die werden einfach drüber klettern“, meint Jakob Kaupp. Das Problem sei dadurch nicht gelöst. Im Gegenteil.

Widerstand gegen den Zaun am Schulcampus an der Krenmoosstraße

Mit einer Petition wollen Karlsfelder gegen den Zaun protestieren. Sie ist unter dem Link https://www.openpetition.de/petition/online/lasst-die-kinder-spielen-grundschule-karlsfeld-kkg verfügbar.

Mehr als 400 Unterschriften kamen bislang zusammen. Was die Erwachsenen konkret fordern und wie die Gemeinde darauf reagiert, lesen Sie in dem Artikel: Eingezäunter Treffpunkt: Hunderte unterzeichnen Petition für offenen Schulcampus an der Krenmoosstraße.

Schon wieder von einem Treffpunkt vertrieben: Karlsfelder Jugendliche frustriert

Das Gelände von Randalierern abzusichern, kostet die Gemeinde „einen höheren fünfstelligen Betrag“, wie die Sprecherin der Gemeinde auf Nachfrage mitteilte. Dass ausgerechnet dafür Geld da sei – für andere Dinge, wie einen Skatepark, jedoch nicht – können Jakob Kaupp und die anderen Karlsfelder Jugendräte nicht verstehen.

„Wir werden von einem Platz zum nächsten verscheucht.“

  • Vorsitzende des Karlsfelder Jugendrats, Jiyan Göcer

Die Jugendlichen beschleicht das Gefühl in Karlsfeld, nicht willkommen zu sein. Leider nicht zum ersten Mal. „Wir werden von einem Platz zum nächsten verscheucht“, sagt der Vorsitzende des Karlsfelder Jugendrats, Jiyan Göcer.

Früher haben sich Jugendliche gerne an der neuen Mitte in Karlsfeld getroffen. Ein zentraler Ort, an dem es Sitzplätze, Supermärkte und meistens auch Wlan gibt. „Wir haben dort gerne Musik gehört, uns unterhalten und Fußball gespielt“, erzählt der 19-Jährige.

Die neue Mitte in Karlsfeld wäre eigentlich ein idealer Treffpunkt für Jugendliche. Doch wegen Beschwerden von Anwohnern und Polizeikontrollen wurde es ungemütlich dort. © Norbert Habschied

Das war jedoch bevor die Anwohner sich beschwerten und „jeden zweiten Tag“ die Polizei gerufen hätten. „Da muss sich was bei der Mentalität der Anwohner ändern“, sagt Jiyan Göcer. Wer in die Nähe eines öffentlichen Platzes ziehe, müsse damit rechnen, dass es auch mal lauter werden kann.

Jiyan Göcer sieht aber auch die Jugendlichen in der Verantwortung. Der Bürgermeister zeige bei vielen Themen Verhandlungsbereitschaft. Der Wille sei da. „Manchmal scheitert es aber auch an den Jugendlichen“, räumt Jiyan Göcer ein.

In Karlsfeld hausierte im Jahr 2021 eine kriminelle Jugendbande, die Teile der Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzte.

„Wenige benehmen sich daneben, doch die Strafe trifft uns alle!“

  • Jugendrätin Marie Wiesenberger

Dennoch äußern die Jugendräte Kritik an die Gemeinde: Sie solle von „Generalstrafen“ absehen! „Alle Jugendlichen in Karlsfeld geraten in Verruf“, sagt die 15-jährige Jugendrätin Marie Wiesenberger. „Wenige benehmen sich daneben, doch die Strafe trifft uns alle“ – in der neuen Mitte und nun am Schulcampus in der Krenmoosstraße.

Mehr Licht und Bänke beim Jugendzentrum am Karlsfelder See

Laut Jugendrat ist der einzige öffentliche Ort, an dem sich die Jugendlichen zurückziehen können, das Jugendhaus am Karlsfelder See. Doch die Festung bröckelt.

Es gibt kaum Sitzmöglichkeiten und die Bänke, die vereinzelt herumstehen, haben schon bessere Tage gesehen. Außerdem fehlt es an Licht. „Ich traue mich nicht, hier abends alleine rumzulaufen“, sagt die 20-jährige Jugendrätin Sana Tawaf.

Nicht mehr im besten Zustand: eine der wenigen Bänke am Juz in Karlsfeld. © Norbert Habschied

Der langersehnte Traum vom Skatepark in Karlsfeld

Die betonierte Fläche vor dem Jugendhaus, früher mit Halfpipes und Rampen bestückt, ist seit sieben Jahren verwaist. Einzig ein Schild mit der Aufschrift „Skateanlage“ lässt erahnen, dass es sich bei dem Platz einst um einen beliebten Treffpunkt für Skater, Roller- und BMX-Fahrer handelte.

Dass die Jugendlichen bald ihren langersehnten Skatepark bekommen, halten die Jugendräte für unwahrscheinlich. „Die Nachfrage für ein Hallenbad ist größer als für einen Skatepark“, sagt Jiyan Göcer.

Geld fehlt in beiden Fällen: für die dringend notwendige Hallenbadsanierung (rund 15 Millionen Euro) und selbst für einen Skatepark (rund 400 000 Euro). Die Jugendlichen wollen trotzdem nicht aufhören zu träumen. Von einem Ort in Karlsfeld, an dem sie sich endlich willkommen fühlen.