Jungbürgerversammlung Karlsfeld
Mehr Kultur, Platz und Sicherheit: Das wünschen sich die Karlsfelder Jugendlichen
Rund 45 Jugendliche aus Karlsfeld haben sich im Bürgerhaus versammelt, um zu zeigen, was sie sich für ihren Ort wünschen: mehr kulturelle Angebote und Treffpunkte für die Jugend. Laut war aber auch der Ruf nach Sicherheit und drogenfreien Spielplätzen.
Karlsfeld – Um die Diskussionsfreudigkeit dieser Jugend braucht man sich keine Sorgen zu machen: Gute zwei Stunden lang debattierten rund 45 Jugendliche zwischen zwölf und 21 Jahren untereinander und mit Vertretern der Gemeinde auf der Jungbürgerversammlung im Bürgerhaus. Eingeladen waren 1900. Gefragt waren ihre Ideen: Was soll sich für die Jugend in Karlsfeld ändern? Die Vorschläge sprudelten nur so. Es war genau so, wie der Vorsitzende des einladenden Jugendrates Jiyan Göcer bei seiner Begrüßung gesagt hatte: „Die Jungen sind Experten in eigener Sache!“
Das wurde auch schon deutlich in der Präsentation über die bisherige Arbeit des zwölfköpfigen Jugendrates seit seiner Wahl im Oktober 2021. Etwa bei der Verschönerung des Treffpunkt-Pavillons zwischen Hallenbad und See. Oder im „Anti-Diskriminierungs-Projekt“, bei dem Jugendliche anonym in einem Formular eine erlittene Benachteiligung benennen können.
Für Bürgermeister Stefan Kolbe hatte die Versammlung besonderen Charakter: „Heute dürft’s Ihr alles loswerden.“ Der Gemeinderat werde sich mit den Ergebnissen befassen und darüber entscheiden, was auch machbar sei oder nicht. Venera Sansone, SPD-Gemeinderätin und Schul- und Jugendreferentin, betonte: „Wir sind offen für Eure Ideen.“ Aber sie kennt auch das Gefühl, wenn man auf Ablehnung stößt: „Man darf das nicht nur an den Kopf geworfen bekommen. Man muss darüber reden, damit man es verstehen kann.“
Bei der Ideenfindung per Kartenabfrage an den sechs Moderations-Tafeln gingen die Jungen routiniert vor. „Ich kann meine Stimme mit einem Strich auf der Karte abgeben, aber Klebepunkte sind praktischer“, erläutert ein Zwölfjähriger. Woher er das kennt? „Von der SMV in meiner Schule.“ Und die ist die Mittelschule.
Besonders viele Punkte bekamen in der Kategorie „Kulturelle Angebote“ der Wunsch nach einem „Afro Festival“ und einer „organisierten Faschingsparty“.
Für den Bereich „Öffentliche Plätze“ waren der Renner ein „Bubble-Tea-Laden“ (das ist ein süßes Getränk mit kleinen Perlchen drin) und natürlich ein Skatepark, der schon lange auf der Wunschliste an die Gemeinde steht. Im Jahr 2016 musste der Karlsfelder Skatepark wie berichtet schließen, da es zu viele Mängel an der Anlage gab – für viele Jugendliche ein herber Verlust, denn der Park war sehr beliebt. Drei Jahre später waren sich die Karlsfelder Gemeinderäte einig: Der Skatepark soll erneuert werden. Doch dann kam der Rückschlag: Die Gemeinde muss sparen. Die Skateanlage wurde gestrichen. Charide Christin von der Ahe von der Aufsuchenden Jugendarbeit schlug bei der Jungbürgerversammlung vor, einen Antrag auf eine „mobile Skateanlage“ zu stellen.
Bitte keine Drogen auf den Spielplätzen!
In der anschließenden Diskussion mit Jugendrat und Gemeinde ging es ordentlich zur Sache. Eine ganze Batterie an Wünschen schmetterte der zwölfjährige Schamon Dawood, Klassensprecher der sechsten Klasse der Mittelschule ins Mikrofon: „Mehr Spielplätze, mehr Häuser und Wohnungen, mehr Krankenhäuser, einen Workshop für Tanzen, Yoga, Ballett und Singen, eine Disco, ein Bowlingplatz!“ Da musste der Bürgermeister einiges runter dämpfen. Immer wieder kamen auch vor: bessere Busverbindungen, ein Platz, wo sich Jugendliche treffen können, ohne vertrieben zu werden, mehr Straßenbeleuchtung an dunklen Ecken im Ort, kaputte Spielplätze wieder herrichten. Das betreffe vor allem Anlagen in privaten Wohnkomplexen, wie Venera Sansone klarstellte.
Und die Jugendlichen hatten noch eine weitere Forderung: Die Spielplätze drogenfrei halten! Für die Schülersprecherin der Mittelschule, Mimoza Bajrami, 16, sei es schlimm, dass ihre elfjährige Schwester schon wisse, „wie Drogen riechen“. Mimoza wandte sich mehrmals sehr engagiert und nachdrücklich an die Politiker. Für sie sei es nach Corona nun endlich an der Zeit, „dass wir unsere Jugend genießen können. Wir haben so viel verloren“! Elfriede Peil